Was bedeutet das

jetzt konkret?


Für einige Aufregung hat Olympus Ankündigung, sein Kamerageschäft an einen Investor zu verkaufen,  geführt. Das ist verständlich, weil noch Ende letzten Jahres vehement bestritten wurde, das es dahin gehende Überlegungen gäbe. Warum es jetzt doch dazu kommt und was das für die Kamerawelt bedeutet hier in paar Überlegungen.

Ich habe Digital 2005 den Einstieg mit der Olympus E-1 gemacht. Die hat mich damals sehr angesprochen, weil viel für wenig Geld bot. Damals war das Ganze als FT bzw FourThirds bekannt. Olympus war zu der Zeit auch Marktführer bei Kompaktkameras. Das ging mit der zunehmenden Bedeutung von Smartphones sehr schnell bergab und Olympus baut heute nur noch ganz wenige spezielle Kompakte.

Von Anfang an wurde von Vielen darüber gelästert, dass der verwendete Sensor zu klein sei. Aber das kam oft von Leuten, die selber nicht damit gearbeitet hatten bzw sich daran hochziehen konnten, dass ihre Kamera ja einen viel besseren Sensor hatte (mehr MP, größeren Dynamikumfang oder besseres Rauschverhalten).

Die Topkameras waren aber immer ganz hervorragend und boten viele Spezifikationen, die mit den Großen locker mithalten konnten. Lediglich beim AF lag Olympus immer spürbar zurück.

Olympus E-1

Olympus E-1 mit 14-54

Etwas vorgespult ins Jahr 2009 und Olympus hatte sich von Spiegelreflexkameras zu Spiegellosen gewandt. Zusammen mit Panasonic wurde mFT ins Leben gerufen und die ersten spiegellosen Kameras im mFT-System kamen auf den Markt.

Als die erste Topkamera von Olympus im System erschien, hab ich mir 2 davon gekauft. Vorteil war, das die Objektive die für FT gerechnet waren nahtlos und gut an der Spiegellosen funktionierten. Die Kamera war auf der Höhe der Zeit und eine davon hab ich auch heute noch. Auch meine sämtlichen Objektive laufen noch super an der EM-1. Darüber hinaus kann man so gut wie alles an Altglas adaptieren….

Olympus EM-1

Olympus EM-1

Wir alle wissen, dass es seit 2015 für die Kamerahersteller immer schwieriger wurde gegen die Smartphones zu konkurieren und auch die Innovationen wurden immer seltener. Die Kameras hatten einen Punkt erreicht, wo es nicht mehr zwingend war die neuesten Modelle zu kaufen, um am Fortschritt Teil zu haben.

Für die Hersteller wurde es also sehr ungemütlich. Von unten knabberten die Smartphones am Umsatz und die Kunden kauften nicht mehr jede Kamera wie blöd.  Als Canon vor 2 Jahren mal eine Studie zu den zu erwartenden Umsätzen machte und von 50% weniger verkauften Kameras sprach, da dachte ich auch noch, Hey ganz schön hoch gegriffen!, aber heute scheint es tatsächlich so zu sein.

Was selbst für die Großen wie Nikon, Canon und inzwischen auch Sony eine sportliche Herausforderung ist, ist für die Kleinen kaum zu schaffen. Fuji hat noch seine anderen Produkte aus der Imaging-Sparte, aber auch Pentax hat lange schon nichts Neues mehr gebracht und kämpft.

Ein bisschen ist das wie im Autobereich, wo jetzt auch auf elektrische Antriebe umgestellt wird und selbst die ganz Großen kämpfen, diesen Wandel zu wuppen.

Also war es bei Olympus die letzten Jahre so, dass sie keine Gewinne mehr mit Kameras machten. Im Gegenteil wurde kräftig zugebuttert. Im letzten Jahr so rund 100Mio USD. Selbst für ein so profitables Unternehmen wie Olympus, dass 95% seiner Umsätze und alle Gewinne im Medizinbereich macht, scheint das nun nicht mehr tolerabel zu sein.

Die Entscheidung ist also wirtschaftlich erstmal nachzuvollziehen.

Aber was bedeutet das jetzt für mich als Fotografen?

Erstmal nichts. Denn alle meine Kameras und Objektive laufen einwandfrei und werden das sicher noch eine Weile tun. Olympus wird die Sparte auch erst zum 1.1.2021 übergeben. Danach wird es auch weiter Kameras und Objektive zu kaufen geben. Anders sieht das mit der Zukunftsfähigkeit aus.

Der mFT-Standard ist zum Glück ja nicht nur auf Olympus gebaut. Da gehört auch noch Panasonic als zweiter Großer dazu und noch viele andere kleinere Hersteller unterstützen den Standard. Selbst wenn Olympus ganz als Hersteller ausfallen würde, könnte ich immer noch auf Panasonic aufbauen. Das wird zwar für meine alten Objektive nicht optimal sein, denn die werden von Panasonic nicht unterstütz, aber machbar.

Was aber sicher eine Rolle spielen wird ist die Frage, was überhaupt noch an Entwicklung kommen wird.

Jetzt sind zwar die Untergangsprohpeten im Netz unterwegs, die auch einen Ausstieg Panasonics aus mFT prophezeien, aber das kann niemand wissen. Panasonic ist sehr erfolgreich im Hybridbereich Foto/Video und wird das sicher weiter ausbauen. Sollte nichts Neues von Olympus kommen wird Panasonic sicher gerne diesen Teil vom Markt weiter bedienen.

Für den Markt als Ganzes ist das sicher unerheblich, ob Olympus weiter Kameras baut oder nicht. Niemand ausser Panasonic baut noch relevant mFT-Kameras. Vielleicht wird die Entwicklung insgesamt langsamer verlaufen. Aber das betrifft nicht nur mFT, sondern alle Hersteller. Der Markt ist einfach viel viel kleiner geworden und da kann man als Hersteller kaum noch jedes Jahr 3 verschiedene Modelle raus hauen. Zumal die technische Entwicklung ja auch stagniert.