Ein Kundenkalender Projekt für 2021


Schon im letzten Jahr war ich an einem Kalenderprojekt bei einem Kunden beteiligt. Für dieses Jahr und den Kalender 2021 war ich der einzige gebuchte Fotograf. Das bringt natürlich viel Verantwortung mit sich.

Ende letzten Jahres, als wir das Layout und die Produktion des “alten Kalenders” besprochen hatten, kam schnell die Idee für die Kalenderproduktion dieses Jahr auf. Mit Jürgen, Inhaber von Farben Kesseler,  hatte ich schon bei unserem Shooting 2019 einige Ideen in den Raum geworfen, wie so ein Kalender für das kommende Jahr 2021 aussehen könnte.

Das dauert natürlich bis sich solche Ideen konkretisieren und dann die erste Planung auch in die Gänge kommt. Im Februar hatten wir das erste Model gebucht und die ersten Bilder für den Kalender sind entstanden. Corona hat dann so Vieles durcheinander gewirbelt, dass es mit den Shootings erst im Oktober weiter ging. Und die 2. Welle der Pandemie hat auch das dann noch schwieriger gestaltet je weiter das Jahr voran schritt.

Neu für dieses Jahr war ausserdem, dass nicht für jeden Monat ein eigenes Model vorgesehen war, sondern wir nur 4 Modelle buchen und durch einen entsprechenden Wechsel des Settings neue Looks entstehen sollten. In der Vergangenheit wurde immer mit Bodypaint gearbeitet und Jürgen hatte einen Bodypainter zu den Shootings gebucht.

Um den ganzen Prozess weiter zu straffen, hatte Jürgen sich schon früh festgelegt, dass diesmal ohne Bodypainter gearbeitet werden würde. Seine Firma handelt mit Farben und Utensilien für Firmen- und Privatkunden, daher war es wichtig, dass die Bilder ein starkes farbiges Thema haben würden und die Botschaft “Hier geht es um Farbe. Das ist unsere Passion!” beim Kunden rüber kommt. Da wir großflächiger arbeiten wollten, hat Jürgen sich dazu entschieden das Painting zu übernehmen und auf zu viele Feinheiten zu verzichten. Das hatte bei den vorherigen Kalendern immer auch viel Zeit gefordert.

Wir haben uns also im Vorfeld der jeweiligen Shootings ganz genau überlegt, wie das Setting für den jeweiligen Shootingtag aussehen sollte. In aller Regel hatten wir auch einen engen Zeitplan, weil alleine schon das farbige Anmalen der Modelle viel Zeit beansprucht und genau überlegt sein muss, welche Bemalung zuerst dran ist und wie das für die weiteren Sets abgeändert werden kann.

Jürgen hat sich da über Stunden reingehängt und ist da sehr Detail verliebt, so dass man das auch in den Bildern sieht und die Kunden beim Angucken der Bilder über das Jahr dann auch erleben können.So gab es vielfältige ÜBerlegungen zu den passenden Farben und Verläufen und wie die auch mit einem angepassten Hintergrund harmonieren.

Für mich als Fotograf lag das Augenmerk eher darauf zuzusehen, dass die Stimmung und der Look transportiert werden. Und natürlich habe ich immer wieder auch während des Paintings geguckt, wie und ob die Ideen sich auch für die jeweils gedachte Bildidee nutzen lassen, oder ob da eventuell noch Korrekturen einfließen sollten. An glaubt gar nicht, wie leicht man kleine Stellen übersehen kann wo noch nicht die richtige Farbe aufgetragen ist.

Die Modelle haben das alle großartig mitgemacht und waren super geduldig. Wenn man nur so die fertigen Bilder sieht, kann man sich kaum vorstellen, das da teils Stunden nur für die Vorbereitung und die Umsetzung gebraucht werden.

Dies sind die Erste Seite und die Rückseite, die in die Auswahl geflossen sind:

 

Die Bilder aus den Shootings sind auch nicht chronologisch in den Kalender geflossen. Jürgen macht sich mit der Auswahl welches Bild welchem Monat zugeordnet wird, sehr viel Mühe. So sollen die Monate gemäß Jahreszeit auch in den Bildern ihre Entsprechung finden. Schließlich ist ein Frühlingsbild im Winter doch leicht deplaziert.

Tatsächlich haben wir bei den Paintings schnell gemerkt, dass es einen großen Unterschied macht, ob man feine Übergange und Verläufe wählt oder doch eher in klaren Konturen und Farben arbeitet. Was beim Bodypainting noch toll aussieht, kann dann im Foto verloren gehen oder nicht den erhofften WOW-Effekt auslösen. Das wurde mit jedem Shooting besser und wir wurden sehr viel sicherer was für uns funktionieren würde.

Die Bilder hier sind also in den Monaten der Erscheinung geordnet und nicht analog zu den Shootings.

Januar – März

 

Wie zu erkennen ist, sind die Bilder klar strukturiert und farblich eher im Monochromatischen angesiedelt. Wir wollen dadurch eine leicht verständliche Bildsprache haben, die auch in verschiedenen Bildern umgesetzt werden kann.

April – Juni

 

Da wir pro Shooting in aller Regel nur 2 Bodypaintings umsetzen konnten, kam es dann auch auf Audruck, Pose und Accessoires an. Natürlich spielt auch die Platzierung im Kalender eine Rolle und es ist nicht so dramatisch, wenn ähnliche Bilder zB am Anfang des Jahres im Winter und auch im Herbst mit vergleichbarem Look auftauchen. Da liegen dann so viele Monate dazwischen, dass es ein wenig untergeht. Aus der Not eine Tugend zu machen, ist manchmal eine wichtige Kunst.

Juli – September

 

Da wir alle Shootings eher flexibel halten wollten, habe ich ausschließlich aus der Hand fotografiert um in der Perspektive freier zu sein. Dadurch wurde dann die Bildbearbeitung etwas aufwändiger, weil einige Bilder im Ausschnitt sehr knapp geworden waren und ich entweder oben/unten oder an den Seiten nacharbeiten musste. Hätten wir nur mit festem Ausschnitt vom Stativ aus gearbeitet, dann wäre das natürlich viel einfacher, aber wahrscheinlicher auch langweiliger geworden.

Letztendlich war das aber auch im Rahmen der üblichen Bildbearbeitung kein so extrem großer Aufwand. Aber ein paar zusätzliche Stunden hat es dann doch gekostet…. Insgesamt gab es 4 Shootingtermine die jeweils über einen ganzen Tag gingen, dazu kamen noch ca 6 Tage für die Bildbearbeitung, weil wir da auch noch viel am Look gebastelt haben bis es Jürgen gefiel und dann volle 4 Tage um das finale Layout des Kalenders zu entwickeln.

Alles zusammen genommen habe alleine ich also gute 4 Wochen Arbeit in den Kalender gesteckt. Jürgen sicher noch einmal so viel. Das Ganze ist eben auch ein Projekt aus und für die Leidenschaft. Leidenschaft für das Thema Farbe und die Fotografie.

Oktober – Dezember

 

Das Equipment das zum Einsatz kam waren die Lumix S1R mit dem 24-105 und das ausschließlich. Je nach Motiv nutz ich noch bis zu 3 Blitze, einen Godox AD200 (meistens als Frontallicht) und 2 300WS von Jinbei. Oft war ein 150cm Parabolschirm das Hauptlicht und die 300er kamen als Hintergrund- oder Effektlicht dazu. Das ging gut, weil ich auf dem X1T-O einfach einen Auslöser, meinen erprobten Yongnuo RF-602, für die Studioblitze aufstecken kann der dann die Jinbeis auslöst. Ich verlasse mich nicht auf die Fotozelle bei Shootings, weil es schon zu oft so war, das die Blitze teilweise nicht ausgelöst haben. Durch den Funktrigger ist das alles unproblematisch.

Auf den Jinbei-Studioblitzen steckten entweder Standardreflektoren, wenn es um den Hintergrund ging, oder Striplights um ein Kantenlicht zu setzen. Wilde Lichtsetups haben wir keine Ausprobiert, weil wir uns lieber die Zeit für die Posings nehmen wollten und bei ausgefeilten Setups oft nur wenige Posen richtig gut ausgeleuchtet sind. Da sind generellere Setups zielführender und nicht unbedingt schlecht.

Genutzte Blende lag bei f8 und die ISO lagen bei entweder 400 oder 800. Das macht in der Qualität keinen spürbaren Unterschied zu ISO 100 und ermöglicht wesentlich bessere, dh kürzere Aufladezeiten bei den Blitzen.

Natürlich sind die RAW Dateien bearbeitet worden. Dafür nutze ich CaptureOne 20 und für den Feinschliff kamen AffinityPhoto und Pixelmator Pro. Beide haben unterschiedliche Stärken. Da CO inzwischen aber so vielfältige Möglichkeiten in der Retusche bietet waren Affinity Photo und Pixelmator Pro nur noch da zum Aufhübschen und Reparieren zum Einsatz wo CO einfach noch nicht reicht.

Die fertigen Kalender dann in die Hand zu nehmen und das Produkt nach einem Jahr Arbeit daran zu sehen, ist schon sehr schön und ein tolles Gefühl!