Die Welt liegt immer noch im

Corona-Schlummer-Schlaf oder

was man so macht


wenn das Coronavirus weiterhin so gut wie alle Bereiche des Lebens mehr oder minder stark beeinträchtigt.

Langzeitbelichtungen im Herbst, um die Herbststimmung einzufangen.

Da dieses Jahr der Herbst viele schöne Farben bot, bin ich endlich mal ein Thema angegangen das ich schon längst hätte mal machen wollen. Letztes Jahr war die Coronalage noch deutlich unübersichtlicher, aber dieses Jahr ist ja nun vieles schon eingespielt und da war ich voller Vorfreude um an mein Experiment zu gehen.

Schon vor Jahren hatte ein gut befreundeter Fotograf mal etwas ähnliches gemacht und seine Bilder hatten mich gleich gepackt. Photographie lautet ja “Malen mit Licht” und was liegt also näher, als tatsächlich mal so etwas wie Gemälde mit der Kamera zu kreieren?!

Die Arbeit ist eigentlich ganz simpel. Wie das aber mit simplen Saachen so ist, sind sie in der Realität dann doch nicht so ganz einfach umzusetzen. Theoretisch fotografiert man einfach mit einer langen Belichtungszeit und nutzt gezielte Bewegungsunschärfe. Dazu muss man am Tag natürlich ein bisschen zu sehen, wie man das erreicht. Einfach nur Blende 22 und dann passt das schon haut nicht hin. Da liegt man bei einem strahlenden Himmel immer noch schnell bei lediglich 1/4s was deutlich zu kurz ist.

Aber dafür hab ich ja mein NiSi Filterset gekauft. Also kam zuerst der Polfilter zum Einsatz. Aber auch damit kam ich nicht auf die gewünschten Zeiten. Angepeilt hatte ich so zwischen 2s und 4s. Also hab ich dann noch  den ND 0,9 zusätzlich eingesetzt. Damit kam ich dann auf bis zu 1s. War also eine immer noch zu lange Belichtungszeit. Also kam der ND 1,8 zum Einsatz. Das ergab dann sie gewünschte Zeit von 4s-5s.

Bei diesen Zeiten ist es klar, dass ein Stativ wichtig wird (zumindest hatte ich das anfänglich gedacht). Dann merkt man ziemlich schnell, dass man im Blindflug operiert. Denn der Sucher ist natürlich bei der Belichtung schwarz, egal ob spiegellos oder mit optischem Sucher….

Dann kommt der schwierige Teil der so leicht wirkt….

Wie nun eine Bewegung finden die der Bildidee entspricht? Das ist tatsächlich der schwierigste Part. Und natürlich muss das Motiv passen. Wie ich gemerkt habe eignen sich starke Farbkontraste ausgezeichnet dafür. Ebenso wie Hell/Dunkel-Kontraste. Also ein blauer Himmel mit gelben und roten Blättern an den Bäumen ist super. Bäume gegen die Sonne eignen sich weniger. Der Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt und lediglich die eigene Vision davon was aus dem erwachsen soll was man mit den Augen sieht, muss geschult werden.

Das war einer der ersten Versuche und man kann schön sehen, wie noch deutliche Konturen zu sehen sind. Die Bewegungsunschärfe gefiel mir schon ganz gut. Nur die Kombination mit klaren Umrissen war nicht das, wonach ich gesucht hatte.

Schon besser, aber gegen das Licht und daher nicht ausdrucksstark genug. Hier hatte ich schon mehr Mut beim wackeln was zu einer deutlich aquarelligeren Wirkung passt. Das war das erste Mal das ich die Kamera nicht auf dem Stativ hatte, sondern mich nur noch darauf mit dem Ellenbogen abgestütz hatte. Das gibt mehr Spielraum und gerade das zeichnet dieses Experiment für mich so aus. Kein Bild wird wie das andere werden können!

Danach hab ich mich immer weiter an den Look herangerobbt der mir die ganze Zeit vorschwebte. Für manche Motive habe ich etliche Minuten immer wieder nach der richtigen Zeit und Bewegung gesucht, und dann am Ende vielleicht doch nicht das geschafft was ich im Kopf hatte. Der Ausschuß bei dieser Art zu fotografieren war für mich extrem hoch. Aber was will man auch erwarten, wenn man sich an eine neue Art der Fotografie heran wagt.

Dies gefiel mir trotz der deutlich erkennbaren Konturen trotzdem sehr gut und hat mich schlußendlich ermutigt viel freier mit der Kamera umzugehen und viel experiementeller zu werden. Im Studio geschieht es oft, dass schon vorab fest steht wie die Zeiten und Blenden aussehen. Auch wie und ob es eine Mischung mit dem Umgebungslicht gibt (meistens eben nicht).

Hier gab es plötzlich keinerlei Beschränkungen mehr. Was einerseits total irritierend war und andererseits dann aber unglaublich viel Spaß gemacht hat! Deswegen bin ich dann auch gleich mehrere Tage unterwegs gewesen, um etwas Neues zu entdecken. Leider fallen die Blätter so spät im Herbst super schnell von den Bäumen und da ja ein schöner Himmel und trockenes Wetter ganz hilfreich bei diesen Fotos sind, schrumpfen die möglichen Tage sehr zügig zusammen.

Was natürlich noch eine Rolle spielt ist im Nachgang die Bildbearbeitung. Viel Retusche ist nicht nötig, aber da es sehr um Hell/Dunkel und viele Farben und Kontraste geht kann das sehr viel in der Wirkung am fertigen Bild ausmachen. Mal 2 Beispiele:

Hier deutlich grüner.

Und hier wärmer.

Mit den ersten Erfahrungen im Gepäck schrumpft das weitere Vorgehen dann auf die Motivsuche und die dazu passende Bewegung. Solange das Wetter dann schön ist und man was warmes zu trinken dabei hat, kann man den ganzen Tag unterwegs sein. So kommen ganz unterschiedliche Bilder und Stimmung zustande und ich hab wieder etwas Neues gelernt! Daneben ist es auch eine schöne kreative Möglichkeit eingeschliffene Muster aufzubrechen und fotografische Frischluft zu schnuppern. Das war mindestens ebenso wichtig wie der Umstand einfach mal wieder was zu machen das fordert….